Die Welt ist ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat, wenn man nur sein Land gesehen hat. (Fougeret de Moubron)
KW 16 – Qingdao
Hallo Welt,

dieses Wochenende sind mein Kollege und ich für einen Kurztrip nach Qingdao geflogen.
Qingdao liegt nördlich von Shanghai in der Provinz Shandong und hat rund 8 Millionen Einwohner.
Von 1898 bis 1914 gehörte die Stadt als Kolonie zum Deutschen Reich. Weltweit bekannt ist die Stadt für ihr Bier namens Tsingtao, das seinen Ursprung in der deutschen Kolonialzeit hat.

Am Samstag Morgen wurden wir vom Fahrer unseres Kollegen um 5:30 Uhr am Compound abgeholt und zum ca. 10km entfernten Hongqiao Airport, dem alten Flughafen Shanghais, gebracht. Eigentlich war geplant, dass wir mit dem Taxi dorthin fahren, weshalb wir unseren Makler baten, uns für 5:30 Uhr ein Taxi zu bestellen. Dies scheiterte jedoch, da um die Uhrzeit kein Taxi wegen 40-50 RMB fahren würde - so zumindest die Aussage unseres Maklers. Er bot uns aber dann im selben Zug einen Privatfahrer an, der uns für 300RMB an den Airport gefahren hätte. Das ganze Land ist voll von Verbrechern…

Gegen 5:45 Uhr kamen wir dann jedenfalls am Airport an und begaben uns zu den Automaten im Self-Check-in-Bereich um unsere Tickets auszudrucken. Da wir, für einen Inlandsflug, relativ zeitig am Airport waren, setzten wir uns anschließend in ein Cafe um die Wartezeit ein wenig zu überbrücken. Gegen 06:30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zu den Sicherheits-Kontrollen, die wir nach einem kleinen Irrlauf auch fanden. Um 7:00 Uhr begann dann das Boarding und pünktlich um 7:30 Uhr hoben wir in Shanghai ab.
Um exakt 9:00 Uhr kamen wir auch schon in Qingdao an. Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren erst einmal in unser Hotel. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Woche, sind wir dieses Mal auf Nummer sicher gegangen und haben unsere Zimmer in einem 4-Sterne Hotel gebucht. Im Hotel angekommen durften wir sogar schon unsere Zimmer beziehen, was offiziell erst ab 12:00 Uhr möglich gewesen wäre.
Ich hatte wieder mehr Glück als mein Kollege, da ich ein Zimmer mit Meerblick bekam, zumindest teilweise. Er bekam ein Zimmer auf der anderen Gebäudeseite und konnte von dort das gegenüberliegende Holiday Inn und die Innenstadt „bewundern“.

Copthorne Hotel Qingdao

"Meerblick"

Nach etwa einer Stunde verließen wir das Hotel mit Ziel Uferpromenade. Hier haben wir uns dann das olympische Segeldorf von 2008 angeschaut.

Uferpromenade

Uferpromenade

In einem Restaurant haben wir dann etwas gegessen und uns anschließend auf den Weg zur Brauerei gemacht – dem Hauptgrund unseres Qingdao-Besuches.
Nach etwa 15 Minuten Taxifahrt erreichten wir schließlich die Beer-Street und die Brauerei.
Wir liefen zum Eingang des Museums, besorgten uns Tickets und starteten unsere Tour durch die Geschichte der Tsingtao-Brauerei.
Da die Brauerei von Deutschen während der Kolonialzeit gegründet wurde, anschließend nach dem Sieg der Japaner ebenso wie die Stadt in deren Hände fiel und nach dem Ende des 2. Weltkriegs wieder chinesisch wurde, gab es allerlei Etiketten, Werbetafeln und diverse andere Dinge aus den einzelnen Zeiten zu sehen.

Tsingtao Brauerei

Tsingtao-Brauerei

Tsingtao-Brauerei

Tsingtao-Brauerei

Tsingtao-Brauerei

Tsingtao-Brauerei

Tsingtao-Brauerei

Zum Schluss bekam man gegen Vorzeigen des Tickets noch ein kleines Glas naturtrübes Bier und ein Päckchen Erdnüsse umsonst, ehe es in die Tsingtao-Bar ging, in der man für einen lächerlich kleinen Preis Bier direkt aus dem Brauerei Tank bekam. Für einen 1.25 Liter Pott musste man umgerechnet lediglich 3 Euro zahlen. Zum Vergleich: In Shanghai kostet eine kleine Flasche (0.296l) in einer Bar 35RMB, also 4 Euro.

Tsingtao-Bar

Nachdem sich jeder von uns noch mit ein paar Souvenirs eingedeckt hatte, fuhren wir weiter in das ehemalige deutsche Viertel, da es hier angeblich noch einige Bauten aus der Kolonialzeit zu sehen gab. Den ein oder anderen haben wir gesehen, allerdings hatten wir uns mehr erhofft.

ehem. Deutsches Viertel

ehem. Deutsches Viertel

Für einen kleinen Aufreger sorgte dann mein Kollege, als er unwissend ein Regierungsgebäude fotografierte. Bevor er sich das Foto anschauen konnte, kam schon ein Soldat aus dem Gelände über die Straße gerannt, salutierte vor uns und wies meinen Kollegen dazu an, das soeben gemachte Foto wieder zu löschen. Da er das Handy allerdings erst eine Woche hatte, dauerte es ein wenig bis er herausfand wie er Bilder wieder löschen konnte. Glücklicherweise blieb der Soldat ruhig. Als das Foto dann schließlich gelöscht war, salutierte er wieder, rannte zurück zum Gelände, vergewisserte sich auf der anderen Straßenseite allerdings durch nochmaliges umdrehen darüber, dass wir nicht erneut ein Foto schossen.
Durch das eben passierte etwas geschockt, entschieden wir uns dazu, den Ort so schnell wie möglich zu verlassen und suchten uns ein Taxi. Mit diesem sind wir dann ans Hotel gefahren. Bevor wir aber auf unsere Zimmer gingen um unsere Souvenirs abzulegen, etwas zu schlafen und zu duschen, liefen wir rüber zum Carrefour um ein paar Sachen einzukaufen.
Gegen 21:30 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg. Ziel war erneut die Beer Street. Als wir dort gegen 22:00 Uhr ankamen, mussten wir aber feststellen, dass hier wohl tagsüber das Hauptgeschäft gemacht wird. Viele Bars der etwa 500m langen Straße hatten bereits aufgestuhlt oder waren am putzen.
Als wir dann eine offene gefunden hatten, bestellten wir uns einen Krug naturtrübes Bier und suchten andere Orte die wir aufsuchen könnten.
Nachdem wir dank Google ein paar Alternativen gefunden hatten, machten wir uns gegen 23:30 Uhr mit dem Taxi auf den Weg zur nahegelegensten. Diese erwies sich auch als Volltreffer, weshalb wir hier auch bis zum Ende blieben.

Ich halt...

Gegen 1 Uhr machten wir uns schließlich auf den Weg ins Hotel.

Als ich am Sonntag Morgen aufstand und aus dem Fenster sah, war außer grau nichts zu sehen, also überhaupt nichts. In den frühen Morgenstunden war eine massive Nebelfront vom Meer herein gezogen und hatte die komplette Stadt eingehüllt.

Nebelsuppe

Ich habe dann gegen 9 Uhr ausgecheckt und mich an der Rezeption erkundigt wie man denn am Besten zum Berg Laoshan kommt. Da ich annahm, dass sich mein Kollege wie abends zuvor abgemacht beim Friseur befindet, habe ich mich anschließend auf den Weg ins Starbucks um die Ecke gemacht und bei einem Kaffee gewartet. Gegen 10 Uhr erhielt ich einen Anruf meines Kollegen der mir beichtete, dass er verschlafen hatte und nun direkt ins Starbucks nachkommt.
Wir entschlossen uns dann, trotz der Nebelsuppe, unser Glück zu versuchen und fuhren mit dem Taxi, welches wir gleich den ganzen Tag buchten, zum Berg Laoshan. An der „Talstation“ besorgten wir uns Tickets und fuhren mit Bussen zum Parkplatz, von dem alle Routen starten. Da wir nur ein Zeitfenster von zwei Stunden hatten, entschieden wir uns für die kleine Route, welche uns zum bekannten „Tight Sound Waterfall“ führte und dem malerischen Flussverlauf des Beijiushui Rivers folgte. Leider war aufgrund des niedrigen Wasserstandes des Flusses nicht viel vom Wasserfall zu sehen. Wir spekulierten ob es vielleicht an der Brauerei liegt, da diese das Wasser des Beijiushui Rivers zum brauen benutzt...

Laoshan

Laoshan

Laoshan

Laoshan

Laoshan Wasserfall

Gegen 13 Uhr traten wir den Rückweg an und waren gegen 14 Uhr wie abgemacht am Parkplatz. Unser Taxi allerdings nicht. Auch nach mehrmaligem Anrufen konnten wir ihn nicht erreichen, weshalb wir uns dann etwas angesäuert ein anderes nahmen, nur um dann etwa 20 Minuten später vom eigentlichen Fahrer angerufen zu werden. Egal, nicht unser Problem wenn er nicht erreichbar ist.

Wir ließen uns vom Taxi-Fahrer an der Beer-Street absetzen, da wir beide noch einmal zum Abschluss das naturtrübe Tsingtao trinken wollten.
Nach einem gemütlichen Ausklang des Ausflugs organisierten wir uns gegen 18 Uhr ein Taxi und fuhren zum Flughafen, welchen wir gegen 19 Uhr erreichten. Wir holten unsere Tickets und aßen etwas und nach ein wenig Wartezeit ging auch schon das Boarding los und wir hoben pünktlich um 20:45 Uhr in Qingdao ab. Mit einer etwa 20 minütigen Verspätung kamen wir um 22:20 Uhr in Shanghai Hongqiao an und von dort ging es mit dem Taxi nach Hause.

So weit, so gut. Heute ist nicht alle Tage, ich komm´ wieder – keine Frage ! ;)

P.S. Das wird mein letzter Blog-Eintrag, da ich sowieso bald wieder Zuhause bin :) bis die Tage