Die Welt ist ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat, wenn man nur sein Land gesehen hat. (Fougeret de Moubron)
Sonntag, 24. November 2013
KW 46 - HappyBar, Fakemarkt und Luftfracht
Hallo da draußen,

Am Freitag Abend hat einer der beiden 4-wöchigen Kollegen seinen Abschied gefeiert.
Nachdem wir, um uns eine Grundlage zu verschaffen, im "Mezzo" in Taicang etwas gegessen hatten, begann eine kleine "Kneipentour" durch Taicang.
Vom Mezzo in die "HappyBar", von dort weiter ins "Edelweis". Als wir aus dem Edelweis liefen verspürten wir ein kleines Hungergefühl, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, einem Grill in der Nähe der Barbecue Street einen Besuch abzustatten.
Frisch gestärkt aber trotzdem müde entschieden sich drei von uns den Heimweg anzutreten. Da waren es nur noch drei. Die drei restlichen, unter anderem ich, sind dann wieder zurück in die HappyBar und haben mit Ami und ??? ein wenig was getrunken.

HappyBar

Da es mittlerweile schon 5:45 Uhr war haben wir die Nacht bei unserem Kollegen aus Taicang "verbracht" und ein paar Stunden geschlafen.

Um 9:00 Uhr klingelte dann der Wecker. Da wir uns um 10:00 Uhr beim Bäcker verabredet hatten, begannen wir, in überschaubarem Tempo, uns zu richten.
Beim Bäcker stieß dann gleich noch ein neuer Kollege dazu, der uns dann auch nach Shanghai begleitete.

Als wir mit frühstücken fertig waren und uns zwei Taxis raus gewunken hatten die uns zur U-Bahn fahren sollten (wir waren zu sechst), ging der "Spaß" erst richtig los. Da der eine Taxi-Fahrer den Weg zur U-Bahn nicht wusste, erklärte ihm der andere er solle ihm einfach folgen. Er empfand es aber anscheinend als wahnsinnig lustig wie ein gestörter durch die Gegend zu schießen, nur um zu schauen, ob der andere auch folgen kann. Dummerweise saß ich in dem Taxi mit dem Fahrer ohne Plan. So kam es das wir zeitweiße mit Tempo 100 durch die Taicanger Innenstadt bretterten, andere Verkehrsteilnehmer abschnitten oder auch mal gegen den Strom fuhren, da unser Kutscher versuchte am Vordermann dran zu bleiben. Um ein Haar wären wir an einem Ampelmasten hängen geblieben...
Wäre ja alles halb so wild wenn man einen anständigen Magen beieinander hätte. Vor der Fahrt ging´s mir gut, danach eher mittelprächtig :D
Weiter dann raus aus dem Taxi, rein in die U-Bahn. Zum Glück fährt die auf Schienen und zum Glück hatten wir einen Sitzplatz.

Unsere Taicanger sind direkt zum Fakemarkt um sich ihre Maßanzüge abzuholen. Mir ging es nach der Stockcar-Challenge zuvor aber immer noch nicht so wirklich richtig gut, weshalb ich mich dazu entschlossen habe lieber den Heimweg anzutreten und auszuschlafen.

Sonntag Morgen war dann wieder alles gut. Um 10:30 Uhr bekam ich endlich meine lang ersehnte Luftfracht. Ab heute heißt es Kaffee zum Frühstück und Jacke statt Weste. Bin dann mittags mit meinem Kollegen aus dem Compound zum Fakemarkt unsere Anzüge, Hemden und Mäntel abzuholen und den Mantel unseres Taicanger Kollegen, da dieser gestern noch nicht ganz fertig war. Bis wir anschließend noch Krawatten und Gürtel gefunden hatten war der Tag auch wieder vorbei. Bin abends ins Bett gefallen und schwups war schon wieder Montag...

So weit so gut. Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder - keine Frage ;)
Zaijian



KW 45 - Sightseeing in Shanghai
Hallo liebe Leser,

diese Woche ist auch voll der letzte Expat eingetroffen. Er wohnt im selben Compound wie ich, weshalb er sich ebenso unserer Fahrgemeinschaft angeschlossen hat.
Nachdem jetzt wirklich alle hier sind, haben wir uns dieses Wochenende für Shanghai verabredet. Aber mal eins nach dem anderen.
Am Freitag Abend nach der Arbeit haben wir uns mit den Taicanger Kollegen in der Barbecue Street getroffen. Hat ihren Namen aus dem einfachen Grund, dass es hier einen Grill am anderen gibt.
Nach einem schönen Essen sind wir Shanghaianer dann gegen 21 Uhr los, um uns mit den Restlichen aus unserer Fahrgemeinschaft zu treffen, welche auf einem Geschäftsessen eingeladen waren.

Am nächsten Morgen sind wir mit Taxi und U-Bahn in die Innenstadt gefahren um uns mit unseren Taicangern am People Square zu treffen. Wetter war wie bestellt. Sonnenschein, 27° C. Das Mitte November. Passt. :D
Sind dann erst einmal über den Shanghaier Heirats-Markt spaziert. Das ist so eine Art Singelbörse, mitten in Shanghai, auf der die Eltern für ihre Kinder den “perfekten” Partner suchen, da diese viel arbeiten und somit keine Zeit dafür haben.
Lustige Sache :)

Heiratsmarkt

Anschließend sind wir dann zu Fuß in Richtung BUND gelaufen. Ist das Finanz-Zentrum von Shanghai. Heißt wirklich so.
Auf ungefähr der Hälfte des Weges erreichte uns die Nachricht, dass zwei weitere Kollegen aus Taicang mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Shanghai sind.
Von Taicang bis in die Innenstadt von Shanghai sind es ca. 65km. Hut ab!
Zur Erfrischung gab es im nächsten "Biergarten" erst einmal ein kaltes Bier. Man soll ja schließlich ausreichend trinken wenn es so warm ist. ;)

Erfrischungs-Pause

Nach der kleinen Getränkepause ging es wieder weiter Richtung Bund um die Skyline zu betrachten. Kurz vorm Ziel hatten wir allerdings noch ein kleines "Hindernis" zu bewältigen. Wir konnten die Skyline zwar schon sehen, dummerweise gab´s da aber auch diesen Fluss, der sich zwischen uns und der Skyline hindurch schlängelte. Brücken gibt es keine. Was es aber gibt sind Fähren die einen an die andere Seite bringen. Die Fahrt kostet gerade mal 2 RMB (0,25€), dementsprechend voll war die Fähre auch. Auf der anderen Seite angekommen, sind wir mit dem Taxi dann zum Pearl Tower gefahren. Je höher man will umso teurer wird es. Haben 220RMB gezahlt um ganz hoch zu kommen. Da der Turm als eines der Wahrzeichen in Shanghai gilt, war er auch dementsprechend besucht. Wir standen insgesamt gute 2-3 Stunden an um von unten nach oben und wieder zurück zu kommen. Aber die Aussicht ist der Hammer, zumal wir es auch zeitlich so hinbekommen haben, dass wir die Skyline bei Dunkelheit bewundern konnten.

Oriental Pearl Tower
Oriental Pearl Tower
Aussicht Pearl Tower
BUND bei Nacht

Da viel Bewegung mit der Zeit hungrig macht, ging es vom Pearl Tower weiter zum Abendessen ins hiesige Hooters. Essen war ok, aber man geht ja nicht nur wegen dem Essen ins Hooters. Danach wollten wir eigentlich im nahegelegenen Paulaner Bräuhaus noch was trinken aber nach einem Blick in die Karte und auf die Preise haben wir uns dann spontan dazu entschieden nichts zu trinken. 10€ für ein 0,5l Bier war uns dann doch zu viel. Sind dann mit der Fähre wieder auf die andere Seite gefahren weil wir in die Blues&Jazz Bar wollten. Sind aber natürlich, im Zeitalter von Smartphone und Co. erst einmal in die falsche Richtung gelaufen. Also Google Maps aktiviert und wieder zurück.
Dort angekommen hätten wir 50 RMB Eintritt zahlen sollen, da eine Live Band spielte. Glücklicherweise ist gegenüber das Captain Hostel das auf dem Dach eine ziemlich coole Bar hat und in der Eintritt umsonst ist und mit, für Shanghai, humanen Getränkepreisen.
Innen herrscht eine lustige Mischung von verschiedenen Kulturen im unterschiedlichsten Alter und mit einer gigantischen Aussicht zum Bund.

Captain Hostel
Captain Hostel
Captains Hostel
Captain Hostel ;)

Sind dann nachts mit dem Taxi heim gefahren.

Am Sonntag haben wir uns mittags mit den Kollegen aus Taicang am Fakemarkt getroffen um ein bisschen zu shoppen.
Mein lieber Schwan. Das hat nichts mit den bisher gesehenen Fakemärkten zu tun. Keine Wellblech-Hütten oder so etwas. Direkt in die U-Bahnstation integriert. Und man bekommt alles. Von Socken über Flachmann und Kleidung bis zum Modell-Helikopter.
Sind dann anschließend weiter zum zweiten Fakemarkt um uns Anzüge schneidern zu lassen. Habe mir dort einen maßgeschneiderten Anzug, 2 passende Hemden, eine dazugehörende Weste und einen Wintermantel gegönnt. Alles zusammen für 1600 RMB (200€) !!! Kann es am nächsten Sonntag abholen.

So weit so gut. Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder - keine Frage ;)
Zaijian



KW 43+44 - Arbeit und IKEA
So, nach und nach bekommt man einen Einblick in die Vorgänge im Geschäft.
Haben jetzt auch endlich eine Dolmetscherin. 21, frisch von der Uni.
Sie spricht sogar Deutsch. Technisches Deutsch allerdings nicht. Lernt sie mehr oder weniger von uns. Aber sie lernt schnell. Alles in allem eine lustige Sache :)
Diese Woche sind auch noch zwei weitere Kollegen aus Deutschland eingetroffen, welche für 4 Wochen hier unterstützend tätig sein werden.
Habe mich jetzt auch einer bestehenden Fahrgemeinschaft ins Geschäft angeschlossen. Ich muss mir keinen eigenen Fahrer nehmen und mein Kollege (gleichzeitig auch mein Vorgesetzter) spart sich etwas Spritgeld. Taicang ist etwa 40 km von Shanghai entfernt :)
Wochenende habe ich mit Wohnung einrichten und einkaufen von nötigstem hinter mich gebracht.

Am Samstag darauf war ich zusammen mit meinem Kollegen und seiner Familie im IKEA um Besteck, Geschirr und ein paar andere Dinge einzukaufen. Mein Kollege und ich sind dann danach, so gegen 14:30 Uhr, noch ins Geschäft gefahren und haben bis 19:00 Uhr gearbeitet. Anschließend haben wir uns alle in Taicang in einem Lokal namens "Wirtshaus" getroffen.
Nachdem ja jetzt fast alle geplanten Expats in China sind, haben wir neuen dann auch gleich noch unseren Einstand gefeiert.

Expats

War ein schöner Abend an dem ich, glaube ich, nachts um 3 daheim ankam.

So weit, so gut. Heute ist nicht alle Tage, ich komm´ wieder - keine Frage ;)
Zaijian



KW 41+42 - Erster Arbeitstag, neue Kollegen und Umzug
Nachdem ich ja durch die Nationalfeiertage genug Zeit hatte mich an die Zeitumstellung und das Leben in China zu gewöhnen, stand einem erfolgreichen Arbeitsbeginn ja eigentlich nichts mehr im Wege. Eigentlich...
Wie es der Zufall so will, wurde Shanghai ausgerechnet in dieser Woche von zwei Taifun-Ausläufern getroffen, was meine "Reise" ins Geschäft nicht einfacher machte.
Aber mal von vorne: Am Dienstag, den 08.10.2013 sollte ich von einem Fahrer um 06:30 Uhr am Hotel abgeholt werden, welcher mich dann anschließend zur Bushaltestelle unseres betrieblichen Shuttle-Buses gefahren hätte.
Nachdem aber um dreiviertel 7 immer noch kein Fahrer zu sehen war, der Shuttlebus aber um 7:05 Uhr gefahren wäre, entschloss ich mich, auf eigene Faust an die Bushaltestelle zu gelangen. Adresse hatte ich ja. Kann ja nicht so schwer sein.
Das es doch schwieriger werden könnte als gedacht, erkannte ich als ich aus dem Hotel lief. Sämtliche Straßen rund ums Hotel standen, den Taifunen zum Dank, ca. 25cm unter Wasser. Mir gelang es nach dem dritten Versuch jedoch trotzdem einen Taxi-Fahrer davon zu überzeugen mich an die Bushaltestelle zu fahren. Da aber aufgrund des Hochwassers ein normaler Verkehrsfluss nicht möglich war, erreichte ich erst gegen 7:20 Uhr die Bushaltestelle. Bus war da schon weg. Da stand ich nun, im strömenden Regen, ohne jegliche Chance zur Arbeit zu kommen. Super Einstand im Geschäft. Hab dann erst einmal die U-Bahn aufgesucht, welche überraschenderweise sogar fuhr. Bin dann wieder zurück ans Hotel gefahren. Dort angekommen hab ich mir erst einmal trockene Klamotten angezogen, weil die U-Bahn auf der anderen Straßenseite hält und ich deshalb durch das Wasser waten musste. Nun gut. Inzwischen hatte sich mein Makler im Hotel gemeldet um sich zu entschuldigen und einen neuen Fahrer vorbeizuschicken. Dieser kam dann auch wie abgemacht. Bin schlussendlich mit drei Stunden Verspätung auf der Arbeit eingetroffen.
Dort hab ich dann auch meine neuen Kollegen kennengelernt. Soweit alles nette Leute. Sind zwar fast alles Franken, aber hätte schlimmer kommen können :)
Bis ich dann alles gesehen und mir einen groben Überblick über die Situation verschafft hatte, war die erste Woche auch schon wieder rum.
Im laufe der darauffolgenden Woche bekam ich dann endlich das OK das meine Wohnung bezugsfertig sei. Wieder ein Stückchen weiter. Wohnung ist soweit ganz gut. 87m², chinesischer Baustil (1.Blick Oha, 2.Blick Ohje)
Hier mal ein paar Bilder:
Wohnzimmer

Wohnzimmer

Schlafzimmer

Gästezimmer

Badezimmer

Küche

Sitzgelegenheit

So weit so gut. Heute ist nicht alle Tage, ich komm´ wieder - keine Frage :)
In diesem Sinne, Zaijian (auf Wiedersehen)



KW 40 - Flug und erste Tage
So nun war es also so weit - der Tag des Abflugs war gekommen.
Nachdem ich morgens noch schnell die letzten Sachen zusammen gepackt, dem ersten Teil der Familie auf Wiedersehen gesagt und die Frage: "Na biste langsam aufgeregt?" zum geschätzten 500. Mal verneint hatte (bin ja noch nie zuvor geflogen - insofern wusste ich ja eh nicht was auf mich zukam und brauchte mich auch nicht verrückt machen), wurde ich morgens um halb 12 von meinem Vater Zuhause abgeholt, wovon es dann weiter zum Frankfurter Flughafen ging. Dort angekommen bin ich, mit Hilfe meines Seniors, auch mein Gepäck los geworden und an der Passkontrolle kam dann auch schon der Moment des Abschieds.
Nach den üblichen 2 Stunden Warterei ging es dann auch schon in den Flieger:
Lufthansa A380-800 - Schönes Ding :)
Während des Flugs habe ich kurzzeitig die Stewardess geschockt, als ich von ihr wissen wollte wie sich Flugangst denn bemerkbar macht. Es sei mein erster Flug und ich hätte damit noch keine Erfahrungen.
Nach einem kurzen Schockmoment nahm sie es aber mit Humor und meinte mit einem Zwinkern, dass viele versuchen würden, es mit einem Gläschen Rotwein zu lösen und ob mir irgendetwas fehlen würde. Habe verneint, aber mir trotzdem einen Becher Rotwein geben lassen. Präventiv sozusagen. Sicher ist sicher ;)
Nach 10h 35min waren wir dann auch schon in Shanghai. Nun noch schnell die Zollformalitäten abwickeln und mit dem Fahrer ins Hotel - erst mal schlafen.
Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Makler zum Healthy Check abgeholt. War ein knapp dreistündiger medizinischer Komplettcheck. Von Abhören, über Röntgen bis Blutabnehmen alles dabei. Anschließend weiter zum Wohnungen anschauen, was aber für die Katz´ war weil sie später gemerkt haben, dass ich von dort keinerlei Anbindung zum Geschäft hab. Somit bin ich 14 Tage später nochmal los.
Da ich es geschafft hatte genau vor der "National Holiday"-Woche zu landen, war in den nächsten 7 Tage erst einmal Urlaub und Jetlag ausschlafen angesagt. Top Sache so was. In diesen Tagen hatte ich dann auch Gelegenheit Shanghai in Ruhe kennenzulernen. Hab ich auch, im positiven und im negativen Sinn. Letzteres deshalb, weil ich auf den Tee-Trick reingefallen bin, welchen ich vorher aber nicht kannte.
Konkret wurde ich von einem Pärchen angesprochen und gefragt ob ich nicht ein Bild von ihnen mache könnte. Bild geknipst und gut. Anschließend wurde ich dann als "Dankeschön" zu einer traditionellen chinesischen Teeverkostung eingeladen. Hab mir nichts dabei gedacht, was soll schon passieren ist ja nur Tee. Es wurden dann sechs verschiedene Sorten Tee zubereitet und erklärt woher er kommt, das er früher als Medizin benutzt wurde und für was genau er angewendet wurde. Nach den sechs Tee-Proben (mehr waren es auch nicht- ein besseres Schnapsglas voll) wurde ich gefragt ob ich eine Sorte erwerben möchte. Dachte mir nun gut, der Winter kommt, schlecht war er ja nicht, also ja. Was dann kam war ein Schlag ins Gesicht: Die Rechnung. 1800 RMB für den Spaß (umgerechnet 225€). Jedes Probe-Glas wurde mit 49 RMB berechnet, der ausgesuchte Tee zum erwerben stand mit 1500RMB auf der Liste. Nachdem ich mich geweigert hatte es zu zahlen, standen plötzlich fünf Leute um mich rum, die Tür wurde abgeschlossen und mir wurde nahegelegt, zu zahlen.
Naja, Lehrgeld bezahlt und gegenüber den Chinesen nochmal eine Stufe misstrauischer geworden. Das war meine erste Woche in Shanghai :)