Die Welt ist ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat, wenn man nur sein Land gesehen hat. (Fougeret de Moubron)
Samstag, 22. Februar 2014
KW 07 - Harbin
Hallo liebe Leser,

dieses Wochenende haben wir (6 Kollegen, Frau von einem Kollegen und ich) einen Kurztrip nach Harbin gemacht.
Die Universitätsstadt Harbin liegt 2314km nördlich von Shanghai in der äußeren Mongolei und ist vor allem durch ihre jährliche Ice & Snow World international bekannt geworden.
Am Samstag Morgen wurde ich um 5:45 Uhr von meinem Kollegen und seiner Frau am Compound abgeholt. Von hier ging es dann direkt zum Flughafen Pudong, an dem uns die Taicanger Kollegen bereits erwarteten. Nachdem wir unsere Tickets ausgedruckt hatten, ging es auch schon direkt zum Check-In. Gepäck hatten wir ja nur Handgepäck. Bei der Sicherheitskontrolle wurde mir dann mein Duschgel weggenommen mit der Begründung es sei zu groß. Mein Kollege aus Taicang lief mit Deo, Duschgel und Parfüm durch die Schleuse und durfte alles behalten. Die Welt ist so ungerecht...
Da wir noch 45 Minuten Zeit hatten bis das Boarding beginnen sollte, setzten wir uns in der Wartehalle in ein Café. Um kurz vor 8 ging dann das Boarding los und mit dem Shuttlebus wurden wir zum Flieger gebracht, welcher pünktlich um 8:25 Uhr abhob.
Nach etwa 2,5h kamen wir auch schon im verschneiten Harbin an. Nun wurde auch jedem bewusst, auf was er sich eingelassen hatte. Am etwas außerhalb liegenden Flughafen herrschten -18°C, was für Harbin aber schon mild ist, da die Temperaturen im Winter durchaus mal zwischen -40° und -30°C liegen können.
Mit dem Taxi ging es in die 40km entfernte Stadt und dort ins Hotel. Hier mussten wir erst einmal auf unsere Kollegen im zweiten Taxi warten, da deren Fahrer nicht ganz so hurtig unterwegs war als unser, der mit 145 Km/h über die teilweise vereiste Autobahn geschossen ist – bei einem Tempolimit von 100 Km/h.
Nach kurzem Einchecken ging es direkt weiter zur Ice & Snow World, da wir sie uns in Ruhe zuerst bei Tag und dann Abends bei Nacht ansehen wollten. Nach 10 Minuten Taxifahrt kamen wir dort an und kauften uns die nicht ganz günstigen Tickets (umgerechnet fast 40 €). Nachdem wir uns alles einigermaßen in Ruhe bei Tag angesehen hatten, haben wir uns etwas zu essen geholt und die restlichen 2h bis zum Einbruch der Nacht bei einem Bier in einer Art Kiosk verbracht.
Als dann ringsherum die Lichter angingen, haben wir uns nochmal dick eingepackt und sind raus um ein paar Fotos zu machen. Wahnsinnig schön. Aber seht selbst:

Ice & Snow World

Ice & Snow World

Ice & Snow World

Ice & Snow World

Ice & Snow World

Ice & Snow World

Da aber mit dem Einschalten der Lichter auch die Besucherzahl schlagartig nach oben ging, haben wir dann doch das Weite gesucht und sind zurück ins Hotel gefahren. Nach einer halbstündigen Aufwärmpause sind wir in die Stadt marschiert. Ziel war ein Restaurant. Unterwegs haben sich zwei von uns verabschiedet, denen es dann doch zu kalt wurde. Da waren´s nur noch sechs. Wir verbliebenen haben uns dann in ein russischen Lokal gesetzt und haben dort zwar etwas chaotisch aber sehr gut gegessen. Anschließend ging es zurück ins Hotel.
Am Sonntag haben wir uns um 9 Uhr in der Lobby getroffen um gemeisam auszuchecken. Leider hatten zwei von uns das etwas falsch verstanden und sind kurz zuvor in den Frühstücksraum um zum Frühstücken. Als diese dann schliesslich auch zu uns gestossen waren, wollten wir eigentlich alle gemeinsam auschecken.
Leider gab es hier das nächste Problem, da uns die Abreise verweigert wurde. Angeblich fehlte ein Wäschebeutel. Als dieser dann anscheinend doch wieder aufgetaucht war, konnten wir, mit etwas Verspätung, unseren heutigen Tag starten. Erster Halt war das nahegelegene Starbucks, in dem wir etwas frühstückten. Von hier aus ging es mit dem Taxi in den sibirischen Tigerpark.
Hier gab es geschätzt weit über 100 Tiger zu sehen, welche teilweise unter fragwürdigen Bedingungen ihr Dasein fristen. A la Jurassic Park, sind wir mit einem Bus in das Gelände hinein gefahren, da sich einige der Tiger "frei" bewegen konnten. Nach einer etwa 20 minütigen Fahrt durch das Gelände konnte man durch einen Laufweg, welcher einen über die Gehege führt, die Tiger von oben betrachten. Hier hatten wir auch die Möglichkeit, die Tiger mit einem zuvor gekauften, lebenden Huhn zu füttern. Diese Aktion hatte glaube ich die Zerstörung einer Illusion eines kleinen Jungen zur Folge. Zumindest hat er auf einmal geschrien und geheult wie am Spiess. Nun ja, ces't la vie.

Sibirischer Tiger-Park

Sibirischer Tiger-Park

Sibirischer Tiger-Park

Sibirischer Tiger-Park

Mit den teilweise abstoßenden Eindrücken vom Tigerpark ging es dann mit dem Taxi weiter zum Polaraquarium. Dort gab neben diversen Fischarten auch einen Säugetier-Bereich welcher sich dem Thema Polar widmet. Leider müssen die Tiere hier ebenfalls in unwürdigen Behausungen leben und als wäre das nicht genug, kommt zu allem Überfluss auch noch die chinesische Bevölkerung hinzu, welche aber auch mal überhaupt kein Verständnis dafür aufbringt das z.B. ein Schneefuchs auch mal schlafen will. Stattdessen wird gegen die Scheibe geschlagen und getreten damit das arme Vieh mal etwas macht.
Das letzte Drittel des Aquariums haben wir dann zügig hinter uns gebracht, da wir genug Elend gesehen hatten.
Mit dem Taxi sind wir dann zu einem Restaurant gefahren, indem wir einmal quer durch die Speisekarte bestellten. Gesättigt und glücklich ging es dann zurück zum Hotel um unser Gepäck abzuholen, welches wir morgens dort an der Rezeption geparkt hatten. Hier erwartete und aber ein Problem. Das Hotel konnte uns kein Taxi rufen, da es um diese Uhrzeit anscheinend nicht möglich sei zwei freie Taxis zu bekommen.
Wir entschlossen uns dazu, es auf eigene Faust zu versuchen und stellten uns an die Straße. 15 Minuten und etliche Versuche später mussten wir feststellen, dass wohl tatsächlich die halbe Stadt mit dem Taxi unterwegs ist. Wir liefen zurück zum Hotel und ließen uns zwei Taxis auf 18:30 Uhr bestellen. Vier von uns versuchten es aber weiterhin ein Taxi an der Straße zu bekommen, womit sie schließlich auch Erfolg hatten. Als dann um 18:30 Uhr wie bestellt zwei Taxis auftauchten, hatten wir übrig gebliebenen nun eine kleine Diskussion mit den Taxi-Fahrern in der es darum ging, wieso wir zwei Taxis bestellen wenn wir doch nur eins brauchen. Nachdem dieses Thema auch geklärt war, konnten wir nun endlich zum Flughafen aufbrechen. 40 Minuten später kamen wir am Flughafen an, an dem uns die anderen aufgrund der wenig verbleibenden Zeit bis zum Abflug bereits etwas nervös erwarteten. Zu allem Überfluss waren dann auch die Schalter der Airline nicht mehr besetzt, weshalb wir zum Flughafen-Serviceschalter mussten und uns unsere Tickets dort ausdrucken ließen. Hier hatten wir aber Glück im Unglück. Wir bekamen ein kostenloses Business Class Upgrade, da der Flieger überbucht war. Von den anderen vier hatte einer ebenso das Glück in der Business Class sitzen zu dürfen. Nach dem Start kamen die anderen drei, welche Economy Tickets hatten zu uns in die Business Class, da hier noch exakt drei Plätze frei waren. Der Stewart schaute zuerst zwar etwas verwirrt drein, hat uns aber alle dort sitzen lassen. Um 22:40 Uhr sind wir dann wieder in Shanghai gelandet und gegen 24 Uhr war ich wieder daheim.

So weit, so gut. Heute ist nicht alle Tage - ich komm´ wieder, keine Frage ;)
Zaijian