Die Welt ist ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat, wenn man nur sein Land gesehen hat. (Fougeret de Moubron)
KW 05 – Chinese New Year + Besuch Nr.2
Am Donnerstag hatten wir aufgrund des bevorstehenden chinesischen Neujahrsfest bereits um 13:00 Uhr Feierabend. Wir hatten uns bereits im Vorfeld dazu entschlossen, den Nachmittag mit allen verfügbaren Expats im Wirtshaus in Taicang zu verbringen. Es war eine sehr heitere Runde, die ihren Abschluss in der HappyBar fand. Gegen 22:00 Uhr sind wir dann nach Shanghai gefahren.

Da der Freitag ja bereits komplett frei war, hab ich erst einmal ausgiebig ausgeschlafen. Gegen 11 Uhr hab ich dann meinem Kollegen geschrieben wo und wann wir uns treffen wollen. Wir hatten am Tag zuvor abgemacht den freien Tag zum Stadtbummel und Shoppen in Shanghai zu nutzen, da laut unserer Information ca. 11 Millionen Shanghaianer während des Neujahrsfestes zu ihren Verwandten fahren. Unsere Hoffnung war deshalb, auf eine ruhige und einigermaßen leere Stadt zu treffen. Soviel zur Theorie.
Wir verabredeten uns auf ca. 14:30 Uhr am People Square. Gegen 13 Uhr traf ich mich mit meinem Kollegen in der Lobby unseres Compounds und von dort ging mit Taxi und U-Bahn in die Stadt. Da unsere Taicanger Kollegen etwas Verspätung hatten, setzten wir uns erst einmal in ein Café. Kurze Zeit später trafen unsere Nachzügler auch schon ein.

JamaicaBlue Kaffee

Nach einem Kaffee ging es dann los. Erster Halt war ein Bekleidungsgeschäft, in dem auf alles 50% Nachlass gewährt wurde. Unsere weibliche Kollegin wurde natürlich sofort fündig. Man(n) kennt das ja nicht anders. Von hier schlenderten wir die große Einkaufsmeile hinab, mitten durch die doch nicht so menschenleere Stadt. Wir mussten einsehen, dass die Stadt auch mit 11 Millionen Menschen weniger immer noch rund 14 Millionen Einwohner hat. Und eben diese 14 Millionen hatten alle frei und anscheinend genau dasselbe im Kopf wie wir. Irgendwann entschieden wir uns dazu, auf die ruhigere Parallelstraße auszuweichen.
Im Chez l´Ami haben wir uns dann kurz hingesetzt, etwas getrunken und dem bunten Treiben zugesehen. Gegenüber diesem kleinen Biergarten ist ein Kaufhaus, welchem wir dann gleich einen Besuch abstatteten. Fündig wurde allerdings keiner von uns, da es hier hauptsächlich Sportartikel zu kaufen gibt. Wir liefen weiter die Einkaufsmeile hinab, immer in Richtung BUND.
Auf dem Weg dorthin wurde die Straße immer voller und enger und wir ahnten, dass wir heute den BUND nicht wie gewohnt besuchen konnten. Heerscharen von Chinesen und Touristen drängten an die beliebte Uferpromenade.

Nanjing Road

Von soviel Trubel etwas überrumpelt, entschieden wir uns dazu, zum Hotel Indigo zu laufen, welches wir tags zuvor empfohlen bekommen hatten, da es im 30. Stock eine Bar mit Außenterrasse beheimatet. Zu unserer aller Verwunderung war sie relativ leer, wodurch wir freie Platzwahl hatten. Da die Temperaturen immer noch sehr angenehm waren, entschieden wir uns für einen Tisch im freien, auch weil wir hofften, hier etwas von dem Feuerwerk mitzubekommen. Feuerwerk haben wir zwar nicht wirklich gesehen, dafür konnten wir einen wunderschönen Blick über den kompletten BUND genießen.

Indigo Hotel

Indigo Hotel

Mit der Zeit wurde es uns dann aber doch zu frisch, weshalb wir uns dazu entschieden einen Tisch im Innern zu nehmen.
Gegen 20:30 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zu unserem nächsten Ziel: die Captains Bar. Diese sollte auch der Abschluss dieses Abends sein. Nach einem gemütlichen Bier traten wir gegen 21:30 Uhr die Heimreise an. Wir begleiteten unsere Taicanger Kollegen mit der U-Bahn bis zum Umsteigen und stiegen dann selbst von der U-Bahn ins Taxi um. Gegen 23 Uhr war ich dann Zuhause und bin auch sofort ins Bett, da ich tags darauf um 7 Uhr morgens meine Mutter vom Flughafen abholen sollte.

Samstag Morgen klingelte der Wecker bereits um 5 Uhr. Ich fing an mich zu richten und bin dann gegen 6 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen Pu Dong gefahren um meine Mutter abzuholen. Ihr Flieger landete überpünktlich um 6:55 Uhr, allerdings dauern die ganzen Einreiseformalitäten auch ihre Zeit und so war es 7:30 Uhr bis sie schließlich durch das Gate kam.
Mit dem Taxi ging es dann wieder zurück zu meinem Compound. Nach kurzem Aufenthalt in meiner Wohnung ging es auch schon wieder los. Erstes Ziel war der Bahnhof Hongqiao, in dem wir uns Tickets für die Fahrt nach Peking kauften, welche wir am Montag antreten wollten. Anschließend haben wir dann im Starbucks erst einmal einen Kaffee getrunken und etwas gefrühstückt.
Nach dieser kleinen Stärkung ging es dann in die Stadt. Mit der U-Bahn ging es weiter zum People Square und hier eine Runde über den Shanghaier Heiratsmarkt. Zu Fuß sind wir dann weiter über die Einkaufsmeile bis zum BUND. Nachdem wir uns erfolgreich durch die Massen gekämpft und meine Mutter ein paar Bilder von der Skyline gemacht hatte, sind wir zur Fähranlegestelle und mit der Fähre auf die andere Seite übergesetzt. Hier sind wir dann zu Fuß ins nahegelegene Paulaner um etwas zu trinken. Von hier sind wir dann zum Pearl Tower gelaufen um ein paar Fotos zu machen. Mit der U-Bahn sind wir dann aber erst einmal wieder auf die andere Seite der Stadt und zwar zum Jing´An Temple. Allerdings wollte die Dame aufgrund der Feiertage den doppelten Eintrittspreis, und so entschieden wir uns dazu den Besuch des Tempels auf das Ende der Woche zu verschieben.
Nächster Halt war eine Bank und von dieser sind wir dann in ein Restaurant um etwas zu essen.
Nach einem sehr guten Essen sind wir mit der U-Bahn wieder zurück zum Pearl Tower, an dem meine Mutter noch ein paar weitere Bilder machen wollten, da die ersten im Gedränge nichts wurden. Mit dem hinter dem Pearl Tower beginnenden Sightseeing-Tunnel ging es dann wieder auf die andere Seite des BUND. Im Sightseeing-Tunnel wurde man mit einer Art Minizug auf die andere Seite befördert und mit einer Lightshow unterhalten. Anschließend ging es in die nahegelegene Captains Bar.

Sightseeing-Tunnel

Sightseeing-Tunnel
Nach einem gemütlichen Drink auf der Dachterrasse der Bar sind wir weitergelaufen ins Hotel Indigo, da ich meiner Mutter den am Tag zuvor kennen gelernten Ausblick natürlich nicht vorenthalten wollte.
Mit der U-Bahn ging es dann zurück bis zur Endstation East Xujing und von hier mit dem Taxi nach Hause.

Am Sonntag Morgen hätte mein Wecker eigentlich um 8 Uhr klingeln sollen - er tat es aber nicht. Der Sauhund klingelte erst um kurz vor 10 Uhr. Wieso wissen nur die Götter. Doch damit nicht genug. Beim Blick aus dem Fenster bekam ich den nächsten „Nackenschlag“ verpasst. Es war nahezu nichts zu sehen. Meine Shanghai Air Quality App bestätigte dann meine Befürchtungen. Der Luftwert lag weit über 350. Normalerweise ist in so einem Fall Extreme Couching angesagt, aber dafür sind die wenigen Besuchstage zu kostbar. Also möglichst ein Programm in geschlossenen Räumen.
Wir entschieden uns dazu, meinem Schneider des Vertrauens einen Besuch abzustatten. Mit der U-Bahn ging es dann in die Stadt und zu Fuß bis zum Pearlmarket, in welchem auch der Schneider sein Geschäft hat. Leider war der Pearlmarket aufgrund der Feiertage komplett geschlossen.
Da wir nun aber sowieso schon an der „frischen“ Luft unterwegs waren, haben wir uns dazu entschlossen, uns nicht von unseren ursprünglichen Zielen abhalten zu lassen. Wenn man nicht so tief einatmet geht es schon...
Wir fuhren also mit der U-Bahn weiter in die Stadt zum YuYuan-Garden. Hier erlebten wir ein wahres Spektakel. Rund um den Garten ist das „alte“ Shanghai zu finden. Hier läuft auch die Old Shanghai Street entlang, welche in traditionellem Stil für das Neujahrsfest dekoriert wurde. Und in eben dieser drängten sich die Massen. Jede kleine Gasse war überfüllt mit Menschen. Die Polizei hat dann kurzerhand eine Einbahnstraße eingerichtet um dem Besucherstrom einigermaßen Herr zu werden. Wir kämpften uns erfolgreich bis zum Ticketschalter durch und genossen, trotz mittelprächtiger Luft, den zum Teil über 500 Jahre alten Garten.

Old Shanghai Street

Old Shanghai Street

YuYuan-Garden

YuYuan-Garden

Nach gut drei Stunden waren wir durch und sind zurück zur U-Bahn gelaufen. Nächstes Ziel war das Paulaner in der Innenstadt, in dem meine Bekannte arbeitet. Leider war sie immer noch auf Heimaturlaub in Deutschland, weshalb ich sie nicht meiner Mutter vorstellen konnte. Nach einer Portion Pommes und etwas zu trinken sind wir dann weiter gezogen ins Camel, da ich meiner Mutter zeigen wollte wo ihr Sohn denn so unterwegs ist... ;-) Nach einem Getränk habe ich ihr dann die Kneipenstraße in der French Concession gezeigt. Sie meinte sieht aus wie Paris. Kann ich nicht bestätigen, war noch nie in dort...
Gegen 18:00 Uhr haben wir uns dann auf den Rückweg zur U-Bahn gemacht. Kurz vor 19:00 Uhr kamen wir in East Xujing an und sind dann mit dem Taxi zum Carrefour gefahren, an dem wir uns mit meinem Kollegen aus dem Compound trafen um etwas zu essen. Gegen 20 Uhr sind wir dann nach Hause. Dort haben wir noch unsere Koffer für Peking gepackt und uns einen Film angesehen. Gegen 23:00 Uhr sind wir dann ins Bett. Morgen war schließlich früher aufstehen angesagt.

So weit so gut. Heute ist nicht alle Tage, ich komm´ wieder - keine Frage ;)
Zaijian